Annes Kampf

Literarisch-musikalische Collage gegen das Vergessen

Mit eindringlicher Wucht und großer stilistischer Klarheit bringt „Annes Kampf“ Geschichte auf die Bühne – gegenwärtig, verstörend und berührend. In einer präzise komponierten Collage treten Auszüge aus Anne Franks Tagebuch in direkten Kontrast zu Passagen aus Mein Kampf. Ohne kommentierende Einordnung entfalten beide Texte ihre unmittelbare Wirkung – gegensätzlich, aber im Zusammenspiel umso eindrucksvoller.

Auf der einen Seite: Hitlers menschenverachtende Ideologie, formuliert in hasserfüllten Tiraden, die dem Publikum von Thomas Linke mit beeindruckender schauspielerischer Überzeugungskraft zugemutet werden. Auf der anderen: die von Marianne Blum einfühlsam verkörperte leise, kluge, tief berührende Stimme eines jungen Mädchens, das trotz aller Grausamkeit nie seine Würde verliert. „Annes Kampf“ macht erfahrbar, was geschieht, wenn ein Mensch auf seine Zugehörigkeit zu einer Gruppe reduziert wird. Es schärft den Blick für Mechanismen der Ausgrenzung, trainiert Empathie und regt zum kritischen Denken über Vorurteile und ihre Folgen an – damals wie heute. Musikalisch werden die Texte ergänzt durch jiddische Lieder, Schlager, Ghetto-Kompositionen – Lieder der Hoffnung, der Trauer und des Lebens - ergreifend gesungen von Marianne Blum. So entfaltet sich unmittelbar das sinnliche Zeitbild der 1930er/40er Jahre. Ein Abend der Erinnerung. Und ein Aufruf zur Menschlichkeit.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Literaturaktion Hersfeld liest ein Buch und in Kooperation mit Partnerschaft für Demokratie.