Hafenkino Open Air: Schloss aus Glas (OmU)

Hafen 2

Nordring 129, 63067 Offenbach | Hotline: 069 26012223

Freitag, 24. August 2018 , 20:30 Uhr
Kategorie : Kino/ Videoscreening

Freitag 24. August
Schloss aus Glas (OmU)
Einlass 19 Uhr, Filmbeginn bei ausreichender Dunkelheit (Sonnenuntergang: 20.26 Uhr)
Eintritt im Vorverkauf 8 Euro zzgl. Systemgebühren, 9 Euro an der Abendkasse
Bei schlechtem Wetter gäbe es einen Ersatztermin
 

Schloss aus Glas
Dieser Film hat unser Herz zum Überlaufen gebracht, daher: viel Text ;-)

Die US-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin Jeannette Walls blockierte fast das ganze Jahr 2006 die Spitze der Bestsellerlisten beidseits des Atlantiks. In "Schloss aus Glas" gab sie Zeugnis ab über ihre Kindheit und Jugend, die geprägt waren von ihrem eigentlich klugen, liebevollen Vater, dessen wiederkehrende Alkohol-Exzesse die Familie in prekäre und wilde Verhältnisse brachte.

Mit Destin Daniel Cretton nahm sich 2017 ein Regisseur der Buchverfilmung an, der mit seinem "Short Term 12" zuvor die Kritikerherzen hatte hüpfen lassen. Was also sollte schief gehen können? Ist etwas an dem Werk nicht gut gelungen? Die Rezensionen widersprechen sich. Manche Kritiker halten Cretton vor, bei ihm sei Elend pittoresk (die armen Straßenzüge der Dörfer, das schäbige Haus - zu oft zu schön im schönsten Licht). Und es sei unvermittelt, wie versöhnlich die Töchter zu ihrem bei Ende des Films todkranken Vater sind.

Diesen beiden Kritikpunkten folgen wir nicht. Dass die Bildgewaltigkeit, die großen Landschaften, die kräftigen Farben eine Augenweide sind, macht den Film zu einem Genuss (von der Musik erst garnicht zu sprechen). Aber was spricht dagegen. Was ist gewonnen, wenn eine dysfunktionale Familie mit Regenwolken und Grautönen garniert worden wäre.

Der Vater war einer, der nicht sorgen konnte. Sei es weil er im Gesellschaftssystem keinen Platz fand oder einfach aus egoistischer Rausch-Affinität, die später aber eben auch eine (sic) Krankheit ist. Seine Exzesse verliefen mitunter gefährlich. Aber ihm am Sterbebett nicht verzeihen? Den Kindern seine Werte zu vermitteln und ihnen ein sicheres Haus zu bieten - ohne den verfluchten Schnaps hätt's geklappt. Da unter jenen Werten nicht nur Glanzpunkte waren (man denke an den nahezu sadistischen Schwimm-Unterricht), bleibt als Resümee vielleicht einfach nur, dass es eine extreme, krasse Jugend war, mit sehr Schönem und viel Schlechtem. Weil das so war, haben viele Millionen Menschen das Buch gelesen.

Die wohlwollend bis begeisterten KritikerInnen loben, dass Cretton herausragende schauspielerische Leistungen ermöglicht hat: Brie Larson (alte Jeanette), Woody Harrelson (Rex), Naomi Watts (Rose Mary) und viele mehr bis hin zur unglaublichen Ella Anderson (junge Jeannette). Die Figuren haben Tiefe, mit satten zwei Stunden Zeit, sich zu akzentuieren - und genau darin liege das Fingerspitzengefühl des Regisseurs. Denn eine Jahrzehnte übergreifende Familengeschichte in einen Kinofilm zu verdichten, sei eine Herausforderung. Cretton habe den Fokus geschickt auf Vater und Tochter gerichtet, die Mutter dementsprechend zurückgestellt, wobei auch ihr Innenleben sich vermittelt.

Also - großes amerikanisches Drama, schauspielerisch und bildlich mitreißend. Taschentuch-Alarm: bei der Hafenkino-Premiere ist kaum jemand trockenen Auges davongekommen. Im guten Sinne.

(Schloss aus Glas. Destin Daniel Cretton, USA 2017, 128 Min., ab 12 Jahre, OmU)

Abendkasse: 19:00 Uhr

Veranstaltungsbeginn: 20:30 Uhr

Eintrittspreis

Preis: 9,- €

Preis Vorverkauf: 8 € inkl. Vorverkaufsgebühr

Zur Veranstaltungsübersicht Ausdrucken Diese Veranstaltung als iCal