Hafenkino Open Air: Djam (OmU)

Hafen 2

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Donnerstag, 30. August 2018 , 20:15 Uhr
Kategorie : Kino/ Videoscreening

Donnerstag 30. August
Djam (OmU)
Einlass 19 Uhr, Filmbeginn bei ausreichender Dunkelheit (Sonnenuntergang: 20.14 Uhr)
Eintritt im Vorverkauf 8 Euro zzgl. Systemgebühren, 9 Euro an der Abendkasse
Bei schlechtem Wetter gäbe es einen Ersatztermin.
 
 
 
Djam
.Freudentränenfilm.

Noch so ein Film, den wir gegen Kritik in Schutz nehmen. Doch dazu unten mehr. Zunächst einmal ist "Djam" von Tony Gatlif ein Glücksfall von einem heiteren, tiefgängigen Sommerfilm, und Roadmovie und fast ein Musical noch dazu. Denn tonangebend ist Rembetiko, jene Musik der Ägäis, die sich noch nie um Grenzen scherte, und schon gar nicht um die zwischen Griechenland und der Türkei.

Die Geschichte ist schnell erzählt: die junge Griechin Djam (Daphne Patakia) reist nach Istanbul - ein Ersatzteil für ein Schiff muss besorgt und zurück nach Lesbos gebracht werden. In der türkischen Metropole trifft sie die Französin Avril (Maryne Cayon), die orientierungslos ist - sie wollte Flüchtlingen helfen, wurde zuvor beraubt und weiß nicht weiter. Die resolute Djam hilft ihr auf die Beine, sie freunden sich an und reisen gemeinsam zurück. Unterwegs geschieht all das, was Roadmovies so attraktiv macht. Zufallsbekanntschaften, Landschaften, und immer wieder Musik, die Traurige weniger traurig und Glückliche noch glücklicher macht.

Was wir seit seiner Hafenkino-Premiere im Mai an "Djam" lieben. Seine DarstellerInnen, allen voran Daphne und Maryne (aber es gibt nicht eine Figur, die nicht toll besetzt und gespielt wäre). Rembetiko (siehe oben). Die Gesamtstimmung, wie nennt man das weniger spröde - den Vibe. Die Menschen, die sich auf ihren kleinen oder großen Reisen über den Weg laufen, helfen sich weiter. Klingt das banal. Wenn der Film jedoch Migrations-Elend und Finanzkrise touchiert, erschließt sich das Statement Gatlifs, er macht kein Rätsel daraus.

Die Kritik. Manche monieren, die auch erotische Annäherung der Protagonistinnen sei ausgestellt oder sagen wir über-präsentiert. Das mag man einem männlichen Regisseur vorwerfen können. Da dieser ein alter Opa ist, steht schnell das Wort "Altherren-Fantasie" im Raum. Wir sind mit diesen Vorbehalten in den Film gegangen und müssen sagen: Quatsch. Denn letztlich gibt es sie nicht, die erotische Annäherung. Die beiden sind nicht sonderlich interessiert. Sie haben sich anderweitig nötiger.

Dass von Daphne eine stets sehr selbstbewusste körperliche Energie ausgeht, spätestens wenn sie singt und tanzt, ist in unseren Augen voll OK, mindestens. Zumal es insofern pro-feministisch zu lesen sein mag, dass sie ihr Umfeld zwei, drei Mal offensiv (vulgär wollen wir es nicht nennen) mit dem Feuchtgebiet ihres Körpers konfrontiert. Sei es aus Pragmatismus (Fiesling austricksen), Freiheitsdrang, whatever. Sogar die am heftigsten beanstandete Situation (die wir nicht vorweg nehmen möchten) ist für uns kaum eine sexuelle. Zumindest nicht in kritisierbarem Sinne (Voyeurismus, Männerträume...). "Feuchtgebiete" ist ein ganz anderer Film, aber es sei an ihn erinnert.

Erotik transportiert der Tanz, jawohl. Aber das ist ein Spiel, ein Traumwandeln, ein Schweben durch die Fantasien. Das zeigt Djam Avril, sie bezirpst sie und signalisiert: lass uns frei sein in dieser unfreien Welt. Wenn wir Lust aufeinander haben sollten, stünde nichts im Weg.

Also, so mulmig uns lesbische Filme von nichtweiblichen Regisseuren generell sind - "Djam" ist keiner. Hier geht es um Freiheit (jegliche) und um die Solidarität der Menschen. Dafür, oder einfach nur wegen der unglaublichen Musik, ist "Djam" ein perfekter Film fürs Abschluss-Wochenende. Wir zeigen ihn nur Open Air. Wenn es regnen sollte: Ersatztermin.


(Djam. Tony Gatlif, Frankreich/ Griechenland/ Türkei 2017, 96 Min., ab 6 Jahre, frz.-griech. Original mit dt. Untertiteln)

Abendkasse: 19:00 Uhr

Veranstaltungsbeginn: 20:15 Uhr

Eintrittspreis

Preis: 9,- €

Preis Vorverkauf: 8 € inkl. Vorverkaufsgebühr

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