Capernaúm - Stadt der Hoffnung
Nadine Labakis Ein Lied für Nour hatte es 2017 vom winterlichen Hafenkino in die Open Air Auswahl geschafft und dort verdientermaßen ein beachtliches Publikum gefunden, somit gilt unser Interesse automatisch ihrem neuen Werk, dem zudem beste Rezensionen vorauseilen. Die Geschichte spricht für sich: der "schätzungsweise" zwölfjährige Zain sitzt in einer Beiruter Jugendhaftanstalt, von wo aus er seine Eltern gerichtlich verklagt - und zwar dafür, ihn in die Welt gesetzt zu haben, in eine chaotische, kriegerische, kinderfeindliche. Dem Richter schildert er schonungslos seine dramatischen Lebensumstände und lässt dabei keine noch so pikanten Details aus, die die Erwachsenen ordentlich kompromittieren - zum Beispiel den Verkauf Zains geliebter Schwester Sahar. Wer nun einen rührseligen Film am Rande des Armuts-Kitschs und fade Gut-oder-Böse-Charaketere befürchtet, kennt Nadine Labaki nicht.
(Capernaúm - Stadt der Hoffnung. Nadine Labaki, Libanon/ Frankreich 2018, 123 Min., noch keine FSK-Angabe, OmU)